Von der Problemstellung zur Vereinsgründung

Unser Verein wurde im März 2021 gegründet. Er entstammt einem lokalen Zusammenschluss verschiedener Akteure aus der Landwirtschaft und dem Naturschutz. Ursprünglich als Interessensgemeinschaft „IG lebendige Feldflur Wettringen“ angetreten, haben sich die Ideengeber und Initiatoren Hans-Georg Brünen als Vertreter der Jägerschaft, Christoph Schulze-Bilk als Landwirt, Henrik Feldmann als Spezialist für Erntetechnik, Hans-Georg Guhle vom Betriebshilfsdienst und Maschinenring Steinfurt-Bentheim und als Geschäftsführer der NLF GmbH sowie Nadine Schilling für den Naturschutz stark gemacht, zum die Themen Artenrückgang, Insektensterben und die Veränderungen im Landschaftsbild unserer Region zu forcieren. 

Landwirtschaft, Jägerschaft, Biogaserzeuger, Maschinentechnik und Naturschutz – viele Interessen, ein gemeinsames Ziel: Der Zielwert zur biologischen Vielfalt in Deutschland für das Agrarland. Gerade weil dieses ambitionierte Ziel noch in weiter Ferne liegt, wollen wir als Macher und Motor die treibende Kraft auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit sein. 

Darum geht's 

Die Problemstellung, ein Erklärungsversuch: Die nutzungsbedingten Änderungen von Lebensräumen in unserer Natur ist ein großes Problem. In der Landwirtschaft geschieht dies  u.a. durch intensiverer Flächennutzung, Verlust von Landschaftsstrukturen (Hecken und Raine), Grenzertragsstandorten (feuchte Senken, trockene „Koppe“), Rückgang der Anbaudiversität, Düngung und Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Aber auch alle anderen BürgerInnen haben ihren Anteil daran, hier sind Infrastrukturvorhaben mit Zerschneidung und Flächenverlust durch Siedlungsbau, Straßen, aber auch unangepasste Freizeitnutzung, also eine Übernutzung des Systems durch z.B. Mountainbiken, Klettern, oder schon Verlassen der Wege im Naturschutzgebiet zu nennen.

Ändern kann sich nur etwas, wenn man aktiv wird: Deshalb wollen wir mit unserem Verein gemeinsam mit den Flächeneigentümern, ohne Gesetzesdruck neue Lebensräume schaffen. Das kann z.B. durch die Erweiterung der Fruchtfolgen und die Erhöhung der Strukturvielfalt geschehen. Gleichzeitig muss aber die wirtschaftliche Nutzbarkeit der Fläche für die Landwirte gesichert sein. Und im Idealfall kann dadurch eine ökologischere Alternative für die Erzeugung von regenerativer, regionaler Energie aus Biomasse etabliert werden.

Unser Lösungsansatz 

Ein Lösungsansatz sollen daher unsere Blühflächen sein. Doch, was ist jetzt genau Bunte Biomasse? Als Alternative zu Mais können auch Mischungen aus heimischen Wildpflanzen energetisch verwertet werden. Es wird dabei eine Pflanzenmischung BG 90 ausgesät, die 21 heimische Wildpflanzen enthält. Die Mischung setzt sich aus zweijährigen und mehrjährigen Arten zusammen. Die Blütezeit reicht von Juni bis Oktober/November. Daher verändert sich die Fläche natürlicherweise in ihrer Zusammensetzung. Die Pflanzen stehen für mindestens fünf Jahre auf dem Feld. Für die Fläche bedeutet das: nur zwei Befahrungen im Jahr (Düngung, Ernte), kein Pflanzenschutz nach Etablierung. Sie bietet Nahrung für viele Tierarten (Pollen, Nektar, Samen). Die Erntezeit liegt außerhalb der Brutzeit. Die Fläche bietet danach schnell wieder Deckung und dient als Rückzugsort während des Winterhalbjahres. Die positiven Wirkungen auf die Biodiversität und die Individuen-Zahlen, die Bodenfruchtbarkeit und den Erosionsschutz sind bereits in vielen Forschungsprojekten nachgewiesen worden. Projekte der Landesjägerschaft Niedersachsen, Deutsche Wildtierstiftung, Projekt Grünschatz sind nur einige Beispiele.

Man fragt sich jetzt, warum hat niemand eher damit angefangen, wenn alles so logisch ist? Der Anbau ist leider bisher noch nicht wirtschaftlich. Neben einem um 30 % geringeren Ernteertrag, ist zusätzlich der Gasertrag pro Tonne Trockenmasse um 30 % geringer.  Daher ist die Durchführung eines Projektes auf zusätzliche Förderung angewiesen.

Außerdem gibt es noch ökologischen Optimierungsbedarf: In bisherigen Projekten fehlte häufig eine Vernetzung der Flächen aufgrund geringer Teilnehmerzahl- und Hektar-Zahl, zudem ist das Nahrungsangebot nach der Ernte stark eingeschränkt. Jedoch hat man einen Beispielbetrieb gefunden, der Vernetzungsstrukturen geschaffen und mit dem Ernteverzicht auf wechselnden Flächen das Nahrungs- und Habitatangebot deutlich verbessert hat.

Das Organisationsteam kümmerte sich in der Folge um die Abnahme des Erntegutes, die wirtschaftliche Tragfähigkeit, die Flächenakquise, klärte Anbaufragen und regelte die Vertragsabwicklung zwischen Fördermittelgeber und Landwirte. Mitte 2020 haben 17 Landwirte auf insgesamt 44 ha Fläche bunte Biomasse eingesät. Der Erfolg des Projektes führte zu einer Verstetigung der Förderung durch den Kreis Steinfurt. 

Im Pilotprojekt ist deutlich geworden, dass der Schlüssel des Erfolges im interdisziplinären Organisationsteam und der Betreuung liegt. Damit das erworbene Wissen nicht verloren geht und aus einem Projekt ein Anwendungsmodell für Regionen mit ähnlicher Agrarstruktur entwickelt werden kann, muss ein Verein gegründet werden. 

Ähnlich wie im Pilotprojekt sollen zukünftig gemeinsam mit Akteuren Projekte initiiert und von Anfang an auf eine Verstetigung ausgelegt werden. 

Worauf es uns ankommt

Unser Verein versteht sich als Bindeglied zwischen den vorhandenen Institutionen und den ausführenden Anwendern wie Landwirten, Biogasanlagenbetreibern und engagierten Bürgern. Wir ermöglichen eine unabhängige, zielorientierte Projektdurchführung, die alle Belange der beteiligten Akteure gleichermaßen berücksichtigt und lösungsorientiert agiert. 

Unser Ziel

Für die Verstetigung des Projektes zur Bunten Biomasse müssen Biogasanlagenbetreiber und Landwirte zusammengebracht werden, die Kulturführung verbessert und Daten (Nährstoffe im Boden, Anbau als Lösungsansatz in roten oder eutrophierten Gebieten) gesammelt und aufbereitet werden. In der Modellregion des Kreises Steinfurt sollen perspektivisch bis 2025 1.000 Hektar bunte Biomasse Mais ersetzen. Somit kann regional erzeugte Bioenergie die Insektenvielfalt fördern, Lebensräume schaffen,  das Landschaftsbild verschönern und die regionale Wertschöpfung stärken. 

Zwischenstand Projekt "Ökobit" des Kreises Steinfurt

Ansaat 2020 – 44 Hektar

Ansaat 2021 – 40 Hektar / Errichtung Infohütte in Wettringen

Ansaat 2022 – ca. 70 Hektar geplant sowie

  • bürgerschaftliches Engagement
  • Einbindung Landwirte
  • Einbindung Biogasanlage
  • Einbindung Öffentlichkeit

Etablierung von Anbausateliten

Sicherung von:

  • Finanzierung
  • Planung
  • Information
  • Koordination
  • Betreuung

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